Ballade von Rudolph Schleicher


Ballade von Rudolph Schleicher, der Glück hatte, dass man ihn fand (oder?)


Es war Vollmond, die Straße lag im fahlen Licht
Die Männer trugen Taschen, gesprochen wurde nicht
Zielstrebig gingen sie zu dem alten Haus
Machten sich zu schaffen an der Tür zum Hinterhaus
Die beiden Jungen waren unruhig
Immer wieder schauten sie sich um
Den alten Mann schien das nicht zu stören
Gelassen trieb er das Eisen in den Türspalt
Als sei nichts normaler auf der Welt
Nachts um zwei auf einer Terrasse
Eine Tür aufzuhebeln.
Am Himmel wurd es unruhig, schweres Wetter zog herauf
Hier und da zuckten Blitze, Wolken türmten sich auf
Um diese Stunde, bei dem Wetter, war wohl niemand unterwegs
Man fühlte sich leidlich sicher bei der Tat
Zwei von ihnen waren fast Kinder
Kaum 18 Jahre, von zu Hause durchgebrannt
Der Alte, sie nannten ihn „Chefe“
Arbeitete so schon seit Jahren
Machte die Arbeit ruhig und routiniert
Kannte sich aus, sagte oft im Scherz
„Ich knack dir jede Nuss.“
Im Wohnzimmer lag Rudolph Schleicher
auf dem Teppich kreidebleich
Die Hände verkrampft, die Füße leicht verdreht
Das Atmen fiel ihm nicht leicht
Er hatte einen Anfall,
Er war am Ende, das war ihm klar,
Der Kreislauf konnte es nicht mehr schaffen
Was sollt er machen, er kann sich nicht bewegen
Kraftlos, auf der Stirn steht kalter Schweiß
Langsam scheint er zu verstehen
Das war sein Tod
Er gab ja zu, er war schwer gezeichnet
Von Stress, Kaffee und Nikotin
Dazu die mangelnde Bewegung
Er wusste immer, das macht keinen Sinn
Doch muss es wirklich sein
Mit dem Sensenmann so mitzugehen
Und dann wird ihm auch noch klar
`s nichts geregelt für den Sterbefall
mit dem Geschäft, dem Haus und all dem Zeug
Ohne Abschied von Frau und Kind
Und ohne einen Trost
Doch Schleicher hört Jemanden kommen
Weiß nicht wer es ist, es ist ihm auch gleich
Die drei Diebe betreten nun das Zimmer
In dem Glauben es ist verwaist
Schleicher hegt nun die Hoffnung
auf den Notarzt es wird auch höchste Zeit
Schnappt nach Luft, hebt die Hand, stöhnt und schreit
Für die Jungen ist der Anblick wohl zu viel
Der Schreck fährt in Mark und Bein
Und sie stolpern aus dem Zimmer
Und laufen davon
Die beiden Jungen, sie laufen wie die Hasen
Verstört und ohne Ziel durch die Nacht
Es beginnt schon fast zu tagen, als sie zurück zum Tatort kommen
Und dort hat sie es mit dem Alten zusammen gebracht
Der „Chefe“ sitzt auf dem Sofa
Und grinst wie ein Honigkuchenpferd
Die Taschen mit Beute prall gefüllt
Auf dem Boden liegt Rudolph Schleicher
Rührt sich nicht, sagt keinen Ton
Starr der Blick und bleich die Haut
Vom „Chef“ erschlagen, ist mausetot